Frühestes Vorkommen des Namens

 

Die bisher früheste Erwähnung des Familiennamens Billeb-Billeben ergibt sich aus einer Urkunde vom 16. April 1312, die sich jetzt im Staatsarchiv Dresden befindet. Es ist aus dieser Urkunde nicht klar zu erkennen, ob der darin genannte Dietrich einem Adelsgeschlecht angehört hatte, oder ob er zur Unterscheidung von anderen Trägern des Namens Dietrich nach seinem Heimatort "Billeben" genannt wurde. Wie der Inhalt der Urkunde zeigt, hatte dieser Dietrich zusammen mit Heinrich Greve und Heinrich Hesse einen Laienbruder des Klosters Volkenroda bei Mühlhausen erschlagen. Aus Reue über den Totschlag begaben sie sich mit ihren Familien freiwillig in das Eigentum des Klosters Volkenroda, nahmen ihren bisherigen Besitz als Lehen an und verpflichteten sich, auch für ihre Frauen und Nachkommen, dem Kloster immerwährend jährlich je ein Pfund Wachs zu stiften.

 

Etwa 25 Jahre später taucht der Name in der Form "Bylleiben" in Nordhausen auf. Diese Stadt besitzt eines der ältesten Bürgerbücher Norddeutschlands. Dieses wurde 1956 von dem damaligen Stadtarchivar E. H. Walther Müller unter dem Titel "Amtsbuch der Reichsstadt Nordhausen 1312 - 1345" veröffentlicht» Der Titel der zugrunde gelegten Handschrift lautet: "Liber privllegiorum seu litterarum oum albo civium Northus et censu“. In dieser Handschrift werden unter den in Eid genommenen "Cives" zwei Personen und zwar im Jahre 1337 (pag. 108) Hermannus "Bylleyben" und im Jahre 1339 (pag. 110) "Wypertus de Bylleiben" aufgeführt. Die Familiennamen waren damals in Nordhausen noch nicht fest. Zur Unterscheidung der früher nur mit den Vornamen bezeichneten Personen wurden in überwiegender Mehrzahl die Herkunftsorte verwendet. Ob diese sich dann immer auch zu Familiennamen herausgebildet haben, laut sich nicht feststellen.

 

Leider sind dem Stadtarchiv in Nordhausen im letzten Krieg sehr viele Akten verloren gegangen. Auch aus dem 15.Jahrhundert ist kaum etwas erhalten geblieben. Da kann man von Glück sagen, daß in der "Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde" vom Jahre 1888 ein Aufsatz über Nordhausen als Festus veröffentlicht worden war. Darin wird unter den Mitgliedern der Streitkräfte der Reichsstadt Nordhausen für das Jahr 1430 u.a. ein Hans Billeib erwähnt. Es ist nicht zu erkennen, ob ein Verwandtschaftsverhältnis mit den 100 Jahre früher erwähnten Hermannus oder Wypertus bestanden hat.

 

Ungefähr 60 Kilometer von Nordhausen und nur 20 Kilometer von dem Dorfe Billeben entfernt, in Mühlhausen, findet sich in der Zeit von 1400 bis 1420 ein weiteres Vorkommen des Namens Bylleib - Billeib. Das Stadtarchiv Mühlhausen besitzt reiches Material aus der Vergangenheit der Stadt. Daraus ist das Folgende zu entnehmen:

 

1.) In dem Flurkataster aus dem Jahre 1400 ist eine Beschreibung der Mühlhäuser Stadtflur und ein Verzeichnis der Besitzer der einzelnen Flurstücke enthalten. In dem auf Blatt 165 beschriebenen, vor dem Schapfenthore gelegenen Teil der Stadtflur steht, daß Hans Billeib dort 7 Äcker an 4 verschiedenen Stücken besitzt.

 

2.) Im Steuerkataster vom Jahre 1402 wird ein Johann Billeib aus Ebirolderode erwähnt, der den Erben des Hugo Dressler als Zinsen für 3 Hufen in der Flur Hunderade 10 Schillinge Pfennige und ein Malter (1 Erfurter Malter = 715 l) Getreide zu zahlen hat.

 

3.) Laut Kataster vom Jahre 1407 besitzt Johannes Billeib ein Haus in der Eselspfortengasse (heute: Pfortenstraße) für 36 Schock (Groschen) und ein bewegliches Vermögen für 20 Mark. Er bezahlt für das Haus als Zins jährlich an Gerlach von Hängeda und an Andreas Kupferschläger je 1 Pfund Pfennige.

 

4.) Einige Seiten weiter in dem gleichen Kataster wird unter Eselspfortengasse erwähnt, daß Johannes Riemann, der dort ein Haus besitzt, Johannes Billeib wegen dieses Hofes für 20 Pfund und für ihn selbst für 5 Pfund verpflichtet ist.

 

5.) Im gleichen Jahre 1407 wird aber auch eine Relicta Ysela Billeib erwähnt, die ein bewegliches Vermögen von 20 Mark versteuert. Hier wird es sich sicherlich um die Witwe von Johannes Billeib handeln.

 

6.) In dem Kataster für das Jahr 1413 wird unter Eselspfortengasse Konrad Billeib als Besitzer eines halben Hauses genannt. Für sein Haus werden 10 Mark und für sein bewegliches Vermögen 14 Mark, zusammen also 24 Mark angegeben. Er muß dann bald sein Haus verkauft haben, denn die Worte "domum suam" sind durchgestrichen und dafür ist hingeschrieben "hat nun Beringer Becke".

 

7.) Aus dem Notulbuch der Stadt Mühlhausen geht hervor, daß Konrad Billeib am 9.5.1418 von Johann Sohrapfinrad dessen Hof in der Via Lapidea (heute: Steinweg) neben dem Haus von Rudolf de Hoiten, der freies Eigentum war, für 100 Gulden gekauft hat.

 

8.) Im Kataster der Stadt Mühlhausen ist unter Via Lapidea eingetragen, daß Konrad Billeib für den Hof, den er von Johannes Sohrapfenrad gekauft hat, folgendermaßen veranlagt ist: für den Hof mit 24 1/2 Mark nächst einem Zins in Höhe von 3 Gulden, der an die Witwe Reinde zu zahlen ist, für sein bewegliches Vermögen mit 14 Mark und mit weiteren 20 Mark weniger 12 1/2 Mark, die er abgezogen hat. Als Gesamtsumme sind 38 Geschoßmark angegeben. Demnach müßte die Schuld an die Witwe Reinde 8 Mark betragen haben. Im Vergleich mit den übrigen Veranlagten sind 38 Geschoßmark, die er zu versteuern hatte, ein ansehnliches Vermögen. Von späterer Hand ist dann der Name Konrad Billeib gestrichen und dafür Elkinbrecht Kula eingetragen worden. Das war offensichtlich der Erbe des vor 1420 verstorbenen Konrad Billeib, vielleicht dessen Schwiegersohn. Über den ebenfalls durchgestrichenen Namen der Witwe Reinde ist als Zinsberechtigte Elisabeth Scherweden geschrieben.

 

9.) Als letzte Eintragung findet sich im Notulbuch vom Jahre 1420 eine Verzichterklärung des Propstes vom Nonnenkloster in Frankenhausen. Hierin verzichtet er für das Kloster auf alle Ansprüche aus der Erbberechtigkeit der Novizin Gertrude Billeib, Tochter des Konrad Billeib aus Mühlhausen. Er begründet das mit den vielen Geschenken, die der Vater der Nonne dem Kloster gemacht hat. Ein interessantes Zeitdokument!

 

Man kann wohl annehmen, daß die Mühlhäuser Billeibs alle einer Familie angehört haben. Den wenigen erhalten gebliebenen Angaben nach, muß es sich um eine wohlhabende Bürgerfamilie mit Ackerbesitz, wie es damals üblich war, gehandelt haben. Der zuletzt erwähnte Konrad Billeib war sicher ein Sohn des vorher erwähnten Johannes (Hans) und seiner Ehefrau Ysela. Ob weitere Söhne gelebt haben und gegebenenfalls wo, läßt sich leider nicht feststellen. In jüngeren Unterlagen des Stadtarchivs Mülhausen wurde der Name nicht mehr gefunden. Auffällig ist, daß die Vornamen Johannes und Konrad auch bei den über 50 Jahre später in Holzthaleben ansässig gewesenen Billebs oft verwendet wurden. Es könnte also ein Zusammenhang bestehen, beweisen läßt sich das aber vorläufig nicht.

 

Noch ein Vorkommen des Namens Billeben wäre zu erwähnen. Im Staatsarchiv Dresden befindet sich unter der Signatur: "Markgrafen Meißen 0.U.6826" eine Urkunde vom 21.Juni 1444, nach der ein Kersten Billeben (oder Belleben?) sein Gehölz bei Bitterfeld an Friedrich und Hans von Hoym für 100 neue Schock Groschen verkauft hat. Die Urkunde ist in Altenburg ausgestellt. Bei diesem Kersten Billeben handelt es sich wohl eindeutig um einen Mann aus adeligem Geschlecht. Ein solches mit diesem Namen hat es gegeben.

 

Auszug aus der Familienchronik von Eitel-Friedrich Billeb, Dessau 1988

 

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